In den zurückliegenden sechs Jahren ist einiges geschehen. Bei ihrem Start war die Klimaschutzoffensive eine absolute Neuheit: die erste Branchenkampagne für Klimaschutz und Energieeffizienz im Einzelhandel. Seitdem hat die Klimaschutzoffensive ihre Aktivitäten und Angebote ständig erweitert. Auch das Team   ist gewachsen: mittlerweile unterstützt ein vierköpfiges Team den Einzelhandel beim Energie- und Ressourcensparen. Doch nicht nur das: Mit dem Energiesparnetzwerk des Berliner Handels ist im Jahr 2020 ein erster Ableger der Klimaschutzoffensive entstanden, der gezielt Berliner Handelsunternehmen hilft, Einsparpotenziale zu heben. Im Januar 2023 ist mit Unterstützung der Klimaschutzoffensive das Projekt HDE-Adapt gestartet, das Weiterbildungsangebote entwickeln wird, mit denen Handelsunternehmen sich an den Klimawandel anpassen können und resilienter werden. 

Kampagne zieht erfolgreiche Zwischenbilanz

Mit der Gründung des Projekts begann erst einmal die Recherchearbeit und viele Fragen standen im Raum:

  • Wo liegen die größten Energiesparpotenziale im Einzelhandel?
  • Wie können Händler:innen am besten Effizienzprojekte umsetzen?
  • Welche Kosten sind mit Energiesparmaßnahmen verbunden?
  • Und – rechnen sich die Investitionen am Ende auch?

Erste Informationen fanden Händler:innen dazu auf der aufwendig gestalteten Kampagnenwebseite:  Mittlerweile findet sich hier neben der virtuellen Marktstraße, in der sich Nutzer:innen auf die Suche begeben können nach Energiefressern im Einzelhandel, ein Benchmark-Rechner, der Händler:innen anzeigt, wie hoch ihr Energieverbrauch im Vergleich zum Branchendurchschnitt ist, ein Investitionsrechner, eine Liste mit professionellen Energieberatungen in ganz Deutschland und eine speziell für den Einzelhandel programmierte Förderdatenbank, in der Händler:innen gezielt Programmen für ihr Investitionsvorhaben finden können.

Auf zahlreichen Veranstaltungen informiert die Klimaschutzoffensive Einzelhändler:innen und vernetzt sie mit Expert:innen.
Links oben: Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck lobte auf dem Handelskongress 2022 die Arbeit der Klimaschutzoffensive; rechts oben: Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert mit Projektleiterin Jelena Nikolic; links unten: Energieberater Marcel Riethmüller zeigt Händler Michael Schramm, wie Kühlgeräten energieeffizient laufen; links unten: Auch während der Pandemie informierte die Klimaschutzoffensive über Energieeffizienz in Handelsunternehmen.

Daneben stellt die KSO auf ihrer Webseite das Know-how zum Klimaschutz im Einzelhandel in zahlreichen Textbeiträgen und Best-Practice-Beispielen sowie in informativen Leitfäden und Checklisten zur Verfügung. Etwa in den 16 Leitfäden und Checklisten zum Energiesparen u. a. in den Bereichen Beleuchtung, Klimatisierung, Kühlung, Heizung und E-Mobilität (auch zusammengefasst im Arbeitsbuch „Einfach Energiesparen“) oder zu Themen wie Food Waste und nachhaltiger Onlinehandel.

Sowohl als Download als auch als Printversion stellt die Klimaschutzoffensive dem Einzelhandel fünf Broschüren zur Verfügung: die Broschüre „Rechnet sich das?“ gewähren Händler:innen einen Einblick in ihre Investitionsrechnung und zeigen, dass sich Klimaschutz wirtschaftlich rentiert. Das Praxisheft „Klima-Marketing im Einzelhandel“ offeriert wertvolle Tipps, wie Händler:innen ihr Engagement für Klimaschutz erfolgreich kommunizieren können. Der Leitfaden „Wie werden wir klimaneutral?“ erklärt, welcher Schritte es für ein Unternehmen bedarf, um klimaneutral zu werden. Ganz aktuell ist der Leitfaden „Mehrweg statt mehr Müll“, der aufzeigt, wie der Lebensmitteleinzelhandel Einwegverpackungen vermeiden kann.  Über 18.800 Exemplare wurden an Händler:innen verteilt. 

Doch das ist längst nicht alles, was die Klimaschutzoffensive anbietet: Seit 2022 kann man Klimaschutz auch hören. So berichten regelmäßig Expert:innen zu verschiedenen Themen: Beispielsweise  wie sich Plastikverpackungen im Lebensmitteleinzelhandel und Retouren im Onlinehandel vermeiden lassen.

Auch in den zahlreichen Gastbeiträgen erklären Fachleute aktuelle Entwicklungen und Lösungsansätze für mehr Klimaschutz im Einzelhandel – vom Elektroaltgerätegesetz über Nachhaltigkeit in Lieferketten, Energiemanagement in der Kältetechnik bis hin zur zur Frage, welche Rolle Digitalisierung für Nachhaltigkeit spielen kann. 

Klimaschutz am Point of Sale: alle mit ins Boot holen

In verschiedenen Kampagnen hat die Klimaschutzoffensive den Einzelhandel mit Flyern und Plakaten dabei unterstützt, Einsparmaßnahmen an die Kundschaft zu kommunizieren. Denn wenn sich das gewohnte Einkaufserlebnis durch Energiesparmaßnahmen verändert, kann dies durchaus für fragende Blicke sorgen. Mit den Materialien konnten Händler:innen auf ihr Engagement aufmerksam machen und nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch ein positives Unternehmensimage fördern. Etwa mit den Flyern und Postern zur Reduzierung von Kunststofftragetaschen. Über 40.000 Stück hingen davon in den Geschäften aus und ermutigten die Kundschaft, auf Plastiktüten zu verzichten. Dies hat dazu beigetragen, dass Deutschland das Reduktionsziel der EU-Richtlinie für 2025 bereits vorher erfüllt hat.

Die Plakate der Klimaschutzoffensive helfen Einzelhändler:innen, ihre Klimaschutzmaßnahmen an die Kundschaft zu kommunizieren.

Großes Lob von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck

Ganz besonderes Interesse riefen die Energiesparplakate hervor, die ab Herbst 2022 im Einzelhandel zu sehen waren und zeigten: Wir sparen Energie, indem wir die Türen geschlossen halten und die Beleuchtungszeiten reduzieren. Mehr als 6.600 Mal wurden diese von der Webseite geladen und 15.000 gedruckte Exemplare hat das Team der Klimaschutzoffensive an Händler:innen verschickt. Zum größten Teil in wochenlanger Kleinarbeit und dank des Engagements der Landes- und Regionalverbände des Handelsverbands Deutschland (HDE) und von zahlreichen Klimaschutzmanager:innen, Citymanager:innen, Wirtschaftsförderungen und Werbegemeinschaften in ganz Deutschland.

Die Aktion erhielt große Aufmerksamkeit in überregionalen Medien, im Fernsehen und Radio. Dass Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck die Plakatkampagne auf dem Handelskongress im November 2022 ausdrücklich lobte, hat gezeigt: nicht nur Tausende Kund:innen haben die Flyer und Plakate gesehen, sondern auch der Bundeswirtschaftsminister.

Immer im direkten Austausch mit Handelsunternehmen

Den Handel praxisnah zu unterstützen heißt bei der Klimaschutzoffensive nicht nur, Informationsmaterialien zur Verfügung zu stellen, sondern auch mit Einzelhändler:innen in den direkten Austausch zu gehen und diese mit Expert:innen zu vernetzen. Auf mehr als 150 Präsenz- und Online-Veranstaltungen informierte das Team gemeinsam mit zahlreichen Profis über Effizienzmaßnahmen, rechtliche Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten. Auf diesem Wege erreichte die Klimaschutzoffensive mehrere tausend Teilnehmende.

Hier hat insbesondere die Kooperation mit verschiedenen Partnern dazu beigetragen, dass viele Unternehmen erreicht werden konnten. So gab es gemeinsame Veranstaltungen mit den Landes- und Regionalverbänden des HDE, mit dem EHI Retail Institute, dem Umweltbundesamt, Industrie- und Handelskammern, Landesenergieagenturen, der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz oder der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Ob CO2-Emissionen und Smart Metering, Elektromobilität und Gebäudeeffizienz, Photovoltaikanlagen und Kältetechnik: Aktuelle Themen aus dem Handel wurden in den Veranstaltungen praxisnah beleuchtet und interessante Technologielösungen, Dienstleistungen sowie Best Practices vorgestellt.

Wichtige Branchenstudien veröffentlicht

Um den Einzelhandel bestmöglich mit Informationen zu versorgen, hat die Klimaschutzoffensive in den vergangenen Jahren mehrere Studien durchgeführt. Diese bieten eine gute Basis, um Hemmnisse sowie mögliche Lösungsansätze zu identifizieren.

Die Klimaschutzoffensive hat insbesondere im vergangenen Jahr mit einer Branchenstudie für wichtige Erkenntnisse gesorgt: So hat das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) die wichtigsten Energiekennzahlen für die Einzelhandelsbranche berechnet. Demnach haben die Handelsunternehmen in Deutschland ihre CO2-Emissionen um 33 Prozent verringert. Bereits 93 Prozent der befragten Unternehmen haben in mindestens eine Effizienzmaßnahme investiert, z. B. im Bereich Beleuchtung, Kühlung (Food-Handel) und Energiebezug (z. B. Umstieg auf Ökostrom). Für eine weitere Reduzierung des Energieverbrauchs im Einzelhandel wären, so ein weiteres Ergebnis der Studie, passgenauere Förderprogramme nötig.

In einer weiteren Studie von adelphi, dem Projektpartner der Klimaschutzoffensive, wurde 2021 das Mieter-Vermieter-Dilemma bei Handelsimmobilien untersucht. Bessere Förderprogramme für energieeffiziente Gebäude, verbindliche Mindeststandards und Grüne Mietverträge wären geeignete Mittel, das Dilemma aufzulösen, so das Ergebnis der Studie. Aus diesen Erkenntnissen ist eine Workshopreihe entstanden, in der Expert:innen Contracting und Grüne Mietverträge erklären und Mieter:innen im Einzelhandel zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, die eigene Immobilie klimafreundlicher zu betreiben.

2019 ermittelte die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag der Klimaschutzoffensive, welche Hemmnisse beim Einsatz von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen bestehen. Die Studie kam u. a. zu dem Ergebnis, dass mehr qualitativ hochwertige Rezyklate auf dem Markt und weniger gesetzliche Hürden den Rezyklatanteil in Verpackungen erhöhen könnten.

Klimaschutz praktisch in Pilotprojekten erproben

Wie Handelsunternehmen den Weg in ein klimafreundliches Wirtschaften praktisch umsetzen, zeigt die Klimaschutzoffensive in ihren Pilotprojekten. Im Jahr 2021 begann die schrittweise Klimaneutralstellung des Modehauses Klingemann in Höxter. Inhaber Jens Klingemann verfolgte schon seit längerem das Ziel, klimaneutral zu werden. Die letzten Prozenteinsparungen sind aber häufig die schwierigsten. Um den Prozess auch für andere Handelsunternehmen nachvollziehbar zu machen, begleitet die Klimaschutzoffensive den westfälischen Modehändler bei seinem Vorhaben und berichtet kontinuierlich darüber.

In Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels begleitet die KSO auch die Buchhandlung Lesumer Zeit auf dem Weg in die Klimaneutralität. Dazu gehören Energieaudit, Erstellung einer CO2-Bilanz und Handlungsempfehlungen durch einen Energieberater. Die Ergebnisse werden auf der Leipziger Buchmesse im April 2023 präsentiert.

In mehreren Pilotprojekten begleitet die Klimaschutzoffensive Einzelhändler:innen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Links:  Energieaudit in der Buchhandlung Lesumer Lesezeit; rechts oben: Modehändler Jens Klingemann versorgt seine Filiale in Höxter mit Solarstrom; rechts unten: Einweihung von acht Ladesäulen für Kundschaft und Anwohner:innen am Einkaufscentrum Marler Stern (Bild: Marler Zeitung)

Im nordrhein-westfälischen Marl startete im Oktober 2022 das Pilotprojekt zur Ladesäuleninfrastruktur im Einzelhandel. Auf dem Parkplatz des Einkaufscenters Marler Stern hat die Klimaschutzoffensive gemeinsam mit dem Centermanagement, der FAKT-Unternehmensgruppe und der E.ON Business Solutions GmbH acht neue Ladesäulen für Elektroautos eingeweiht, die nicht nur den Kund:innen, sondern auch den Anwohner:innen zur Verfügung stehen werden. Welche Klimaschutzeffekte sich durch das Charge & Share-Angebot entwickeln, werden wir weiterverfolgen und berichten.

Engagement für Klimaschutz im Einzelhandel fortsetzen

Auch in den kommenden Jahren wird das Klimaschutzprojekt des Handelsverbands Deutschland Händler:innen dabei unterstützen, Energie einzusparen und Klimaschutz als Leitidee im Unternehmen zu verankern. Wir möchten Händlerinnen und Händler auch weiterhin fit machen für eine klimafreundlichere Zukunft und damit zu den Klimaschutzzielen Deutschlands beitragen.

 

Pressemitteilung zum Jubiläum der Klimaschutzoffensive

 

Haben Sie Fragen oder Anregungen?

Dann melden Sie sich gerne bei uns:
Jelena Nikolic (Projektleiterin) E-Mail: nikolic@hde.de.