Mit dem Projekt HDE-Adapt erweitert der Handelsverband Deutschland e.V. (HDE) seine erfolgreiche Arbeit für mehr Klimaschutz im Einzelhandel. HDE-Adapt hilft Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern mit einem vielfältigen Workshop-Angebot sowie Informationsmaterialien gezielt dabei, selbst zu erkennen, was Anpassung an Klimawandelfolgen für ihr Unternehmen bedeuten kann.

 

Wirtschaftliche Schäden durch Klimawandelfolgen

Im Jahr 2023 wurden aufgrund des Klimawandels neue Temperaturrekorde aufgestellt, die sich laut einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in den nächsten Jahren fortsetzen werden. Auch 2024 verstärkt sich die Klimakrise mit verheerenden Überschwemmungen, langanhaltenden Dürren und Hitzewellen in Süd- und Mitteleuropa.

Die Folgen der Klimakrise haben bis zum Jahr 2021 Schäden von mindestens 145 Mrd. Euro verursacht. Seit dem Jahr 2018 belaufen sich diese auf mindestens 80 Mrd. Euro. Dabei entfielen auf die Hitze- und Dürresommer 2018 und 2019 schätzungsweise 35 Mrd. Euro, auf die Flutkatastrophe 2021 mehr als 40 Mrd. Euro. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigt zudem, dass sich die volkswirtschaftlichen Folgekosten durch den Klimawandel bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 280 bis 900 Mrd. Euro belaufen werden.

 

Was bedeutet das für den Einzelhandel?

In Deutschland geben Haushalte ca. ein Drittel ihres Budgets im Einzelhandel aus (Quelle: HDE-Zahlenspiegel 2023). Das zeigt, wie wichtig der Handel nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft ist. Extremwetterereignisse treten dabei häufig regional auf und führen, wie z.B. 2021 in Bad Münstereifel, zu zerstörten Einkaufszentren oder der Überflutung von ganzen Innenstadtbereichen, wie 2002 und 2013 in Grimma. Solche Ereignisse gibt es überall in Deutschland und sie können jedes Handelsunternehmen treffen. Die Folgen des Klimawandels haben aber nicht nur Auswirkungen auf die Unternehmensstandorte und -gebäude. Sie wirken sich indirekt auch auf die Beschaffungswege und Transportketten, die Ab- und Umsätze, die Kundenbeziehung sowie die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, Waren und Energie aus.

 

Was können Einzelhändler:innen tun? 

Extreme klimatische Veränderungen ziehen sich durch ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Systeme. Deshalb müssen Einzelhandelsunternehmen ihre Widerstandsfähigkeit mit Blick auf die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels nachhaltig erhöhen. Ein gut durchdachtes Klimaanpassungsmanagement ist dabei unabdingbar. Hier sollte allerdings darauf geachtet werden, dass Synergien zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung gebildet werden.

 

Klimaschutz und Klimaanpassung - zwei Seiten einer Medaille

Klimaschutz und Klimaanpassung sind unterschiedliche Konzepte, mit dem Klimawandel umzugehen. Beide Strategien unterscheiden sich aber grundsätzlich in ihren Zielrichtungen und dementsprechend in ihren Handlungsansätzen.

Klimaschutz hat das Ziel, durch die Verminderung des Ausstoßes von Treibhausgasen die anstehenden Klimaänderungen auf ein verträgliches Maß zu begrenzen. Trotz aller Anstrengungen wird sich das Klima im globalen Durchschnitt jedoch weiter erwärmen, wenn auch in einem geringeren Maß als ohne Klimaschutzmaßnahmen. Das Thema Klimaschutz wird parallel im Rahmen der Klimaschutzoffensive des Handels behandelt.

Trotz erfolgreichem Klimaschutz lassen sich einige Auswirkungen des Klimawandels nicht (mehr) abwenden. An die verbleibenden und unvermeidlichen Folgen müssen sich alle Akteure – Unternehmen, Städte/Gemeinden und Bürger:innen anpassen, um die Lebensqualität und Geschäftstätigkeit zu erhalten oder gar zu verbessern. Klimaanpassung liefert die dafür notwendigen Strategien und Maßnahmen, um mit den verbleibenden Änderungen umzugehen. Im Sinne einer Risikovorsorge dient Klimaanpassung unmittelbar dem Schutz des Eigentums und der eigenen Gesundheit vor negativen Klimafolgewirkungen. Unternehmen werden dadurch klimaresilienter.

 

Die wirtschaftliche Notwendigkeit zur Klimaanpassung: Welche Chancen ergeben sich für den Einzelhandel?

Klimaanpassung eröffnet Händlerinnen und Händlern nicht nur die Chance, Schadenrisiken zu vermeiden oder senken. Durch nachhaltige Klimaanpassungsstrategien können sie sich zugleich Vorteile im Wettbewerb verschaffen. Es gilt, frühzeitig Resilienz durch gezielte Anpassungsmaßnahmen aufzubauen. Denn je länger das Unternehmen wartet, notwendige Maßnahmen vorzunehmen, desto schwieriger und teurer wird die Umsetzung dieser in der Zukunft.

Zudem ist im Handel seit geraumer Zeit ein Trend zum bewussteren Konsum zu beobachten: Bei vielen Kundinnen und Kunden beeinflussen die Umweltverträglichkeit eines Produkts beziehungsweise das Nachhaltigkeits-Engagement eines Unternehmens die Kaufentscheidung. Die Nachfrage nach klimaverträglichen und regionalen Produkten steigt merklich. Was Einzelhandelsunternehmen heute noch einen Wettbewerbsvorteil verschafft, wird bald zum Standard werden. Auch im Hinblick auf strenger werdende gesetzliche ESG-Standards und Berichtspflichten ist die rechtzeitige Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen unabdingbar.

 

Und wie werden Unternehmen nun klimaresilienter?

Als Unternehmen können Sie sich rechtzeitig gegen die Risiken des Klimawandels wappnen, indem Sie vorbereitende Maßnahmen treffen, um:

  •  die größten Schäden zu vermeiden,
  •  die verbleibenden Restrisiken bei sehr extremen Wetterereignissen durch Notfallmanagement abzupuffern und
  •  Chancen einer frühzeitigen Anpassung zu nutzen.

Dazu müssen Sie zunächst wissen, welche Risiken auf Ihr eigenes Unternehmen zukommen können, um dann die passgenauen Maßnahmen zu deren Vermeidung oder Minderung entwickeln zu können. Das ist nicht nur effektiver, sondern auch kostengünstiger als einfach loszulegen.

 

Klimaresilienz des Unternehmens betrifft mehr als Geschäft und Lager

Dabei müssen Unternehmen im Blick haben, dass nicht nur Geschäft(e) und Lager von den Klimarisiken betroffen sein können. Auch die Logistik, Anbauregionen und Produktionsstätten - also die Lieferketten - können vielfach und stark beeinträchtigt sein. Sowohl regionale als auch globale Lieferengpässe sind möglich, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederum eine Preissteigerung der Waren hervorrufen können. Die Folge: Der Umsatz bricht ein und die Kund:innen wandern ab.

Auch die Nachfrage der Kund:innen kann sich ändern. In milden Wintern kauft kaum jemand dicke Winterkleidung. Umgekehrt steigt die Nachfrage nach Badesachen, Sonnencreme, Getränken oder Eis bei anhaltenden Hitzeperioden.

 

Resilienz durch ein nachhaltiges Klimaanpassungsmanagement 

Ein gut durchdachtes Klimaanpassungsmanagement ist für den Handel essenziell. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung könnte die Implementierung von Klimaanpassungsmanager:innen darstellen, die der Thematik mit dem erforderlichen Know-how begegnen.

Mit Blick auf das Eintreten von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Hitzewellen oder Stürmen lohnt es sich, bspw. über die Integration eines Frühwarnsystems zur Beobachtung des Wetters nachzudenken. Damit können schon im Voraus Gefahren erkannt und es kann entsprechend vorgesorgt werden. Eine regelmäßig aktualisierte Notfallplanung für den Ernstfall sollte Bestandteil des alltäglichen Betriebs werden.

Je nach Größe, Lage und Art der Betroffenheit gibt es viele Maßnahmen, die für Einzelhandelsunternehmen ökonomisch sinnvoll und umsetzbar sind. 

 

Welche klimatischen Risiken kommen spezifisch auf den Einzelhandel zu?

Je nach Unternehmensstandort müssen Handelsunternehmen mit der Verschiebung von Jahreszeiten, Temperaturanstiegen und einer verstärkten Zunahme von Extremwetterereignissen rechnen. Das größte Risiko geht dabei von Überschwemmungen und Hitzewellen aus.