Modehaus Ramelow
1872 lieh sich Gustav Ramelow von seinem Vater einige Goldmark und gründete damit sein Unternehmen im Mecklenburgischen Klütz. 150 Jahre später ist das Modehaus Ramelow immer noch in Familienhand und betreibt derzeit fünf Standorte im Norden und Nordosten Deutschlands. Zählt man das Café Böttcher in Heide dazu, sind es sogar sechs.
„Für uns ist Nachhaltigkeit keine kalkulierte Investition, sondern eine Geisteshaltung.“
Für Marc Ramelow, der die Leitung des Familienunternehmens 1996 in vierter Generation übernahm, ist das Thema Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Teil der Unternehmensvision geworden.
„Wir kennen unsere Probleme, egal ob ökologisch wie z. B. Klimaschutz oder sozial wie z. B. faire Arbeitsbedingungen. Trotzdem ist es für uns alle schwer, die notwendigen Schritte zu gehen. Es ist halt oft einfach unbequem.“
Deshalb arbeitet der Elmshorner Textilhändler seit 2018 aktiv daran, den ökologischen Fußabdruck seiner Modehäuser zu reduzieren und investiert seitdem einen beträchtlichen Teil des Unternehmensgewinns in verschiedene Nachhaltigkeitsmaßnahmen. So soll eine bessere Balance aus Wirtschaftlichkeit, Ökologie und sozialer Verantwortung entstehen.
„Nur was Du messen kannst, kannst Du auch managen“
Um eine angemessene Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln zu können, musste Marc Ramelow erst einmal einen Überblick über mögliche Ansatzpunkte in der gesamten Unternehmensaktivität bekommen.
Für Aufsehen in der Modebranche sorgte er dabei schon im Jahr 2018 mit einer innovativen Umfrage: Mehr als 100 Lieferanten des Modehauses wurden zu ihren Nachhaltigkeitstätigkeiten befragt. Die Initiative war die bis dahin größte in Deutschland durchgeführte Nachhaltigkeitsprüfung konventioneller Bekleidungshersteller. Seitdem wächst der Anteil nachhaltig produzierter Artikel im Sortiment der Modehäuser von Saison zu Saison kontinuierlich.
Im Jahr 2021 erstellte Ramelow dann in Kooperation mit ClimatePartner die erste Klimabilanz seines Unternehmens.
CO2-Emissionen um 50% gesenkt
Im Anschluss begann die Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen im Einklang mit dem „Greenhouse Gas Protocol“ der Vereinten Nationen.
Dazu gehören die optimale Wärmedämmung der Unternehmensstandorte und die Umstellung aller Heizsysteme auf grünes Gas und Erdwärme. Durch den Einbau einer modernen LED-Lichtanlage ist der tägliche Strombedarf schon deutlich gesunken. Allein durch den Umstieg auf Ökostrom aus norddeutschen Wasserkraftwerken konnte das Unternehmen seine Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2019 um stolze 50% reduzieren!
Auf den Dächern der Kaufhäuser sind teilweise bereits Photovoltaikanlagen installiert. Auch die jüngsten Umbauten der Standorte in Elmshorn und Stendal berücksichtigen modernste nachhaltige bautechnische Konzepte.
Zukünftig will Marc Ramelow unternehmensweit in die Umstellung der Heiz- und Stromsysteme der Kaufhäuser, in den Bau von Solaranlagen, die energetische Sanierung und die Einführung von Wärmepumpen investieren.
Unterstützung nachhaltiger Klimaschutzprojekte
Der Textilhändler versucht, noch verbleibende Emissionen durch den Erwerb von Klimazertifikaten in gleicher Höhe zu kompensieren und unterstützt dafür ausgewählte Klimaschutzinitiativen auf der ganzen Welt. Im November 2021 spendete das Unternehmen am sogenannten Give Friday, einer Art Gegenentwurf zum Black Friday, 10% seiner Tagesumsätze für Klimaschutzprojekte in Ruanda und Deutschland. So kompensierte es für das gesamte Jahr die Emissionen, die sich nicht weiter reduzieren ließen.
Für Ramelow besonders wichtig: Veränderung auch im Umfeld anstoßen!
Die Kommunikation der eigenen Maßnahmen ist ein essenzieller Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Modehauses.
„Bei Ramelow haben sich für uns die Augen geöffnet. Vorher wussten wir ja gar nicht, welche Auswirkungen unser Handeln auf unsere Emissionen hat. Wir wollen aktiv über diesen Prozess mit unseren Kunden, unseren Mitarbeitern und unseren Geschäftspartnern sprechen und sie damit anregen, selbst aktiv zu werden. Damit hätten wir dann einen vielfach größeren Impact als nur unsere eigenen Maßnahmen“ erläutert Stephanie Essack, seit Mai 2019 Nachhaltigkeitsmanagerin bei Ramelow.
Dafür organisiert das Modehaus Second-Hand-Flohmärkte, richtet informative Workshops aus und erstellt Video-Tutorials für Kund:innen und Angestellte, die über den nachhaltigen Umgang mit Kleidungsstücken informieren.
Wenn das gebrauchte Lieblingsteil dann doch nicht mehr genutzt wird, kann es bei Ramelow zum Recycling abgegeben werden. In den Filialen findet man hierfür praktische blaue Sammelboxen, deren Inhalt regelmäßig zur Sortierung und ökologisch sinnvollen Verwertung an Texaid übergeben wird.
Das Ziel: CO2-Neutralität ohne Kompensation
Das breit angelegte Maßnahmenpaket verfehlt seine Wirkung nicht: Durch die Reduzierung von Emissionen und die Kompensation des noch verbleibenden Ausstoßes ist das Unternehmen seit Januar 2022 CO2-neutral. Das geht Ramelow aber noch nicht weit genug. Auf dem Weg zur vollständigen Klimaneutralität ohne Kompensation will er bis 2025 zunächst weitere 30% seiner Emissionen einsparen.
Das Modehaus Ramelow finden Sie hier: